Bildungsmagazin

Forschungsprojekt "Goete" gestartet

Goete auf dem Tübinger Schloß
Am Freitag morgen haben Pädagogen aus ganz Europa gemeinsam auf ein neues EU-Forschungsprojekt angestoßen:
Bei der Auftakt-Veranstaltung auf dem Tübinger Schloß wurden die selbstgesteckten Ziele für die nächsten drei Jahre vorgestellt und erklärt, was „Goete“ erforschen soll.
Fabian Everding war dabei und hat sich das Projekt erklären lassen.

Das neue EU-Forschungsprojekt „Goete“ nennt sich zwar so ähnlich wie der berühmte deutsche Dichter, hat aber nichts mit Literaturwissenschaft zu tun. Wenn man die Abkürzung auflöst ergibt sich daraus der Titel des Programms: „Governance of educational trajectories in Europe“, was auf deutsch in etwa soviel heißt wie: „Regulierung von Bildungsverläufen in Europa“

Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie das Bildungssystem in den einzelnen europäischen Ländern funktioniert.
Dabei soll besonders untersucht werden, wie sich der Zugang zu Bildung gestaltet, der ja in den europäischen Ländern höchst unterschiedlich, aber fast überall für die sogenannten „unteren Schichten“ unzureichend ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Übergänge von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen bis hin zum Einstieg in eine Berufsausbildung oder die schulische Oberstufe. Dabei interessieren sich die Forscher besonders dafür welche Motive und Entscheidungen die Bildungswege junger Menschen beeinflussen.

Auch Problemen bei der Bewältigung der verschiedenen Anforderungen des Bildungssystems will sich „Goete“ widmen und nicht zuletzt soll auch die Bedeutung von Bildung in den verschiedenen europäischen Gesellschaften erforscht werden.

Als Anekdote dazu erwähnte eine Rednerin, dass sich immer mehr Frauen weigern würden Beziehungen mit Männern einzugehen, die über keine ausreichende Bildung verfügen. Dadurch ließe sich erklären, warum viele Frauen aus Ostdeutschland in den Westen ziehen, was den sogenannten „Brain Drain“ noch verschärfe, also den Wegzug von Qualifizieren aus strukturschwachen Gebieten.

Das von der EU mit 2,7 Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt wird von Pädagogen an Universitäten in Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen und Slowenien gemeinsam durchgeführt. Koordiniert wird das ganze vom Tübinger Institut für Erziehungswissenschaft in der Münzgasse. Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei 3,5 Millionen Euro.

Ende 2012 wird das „Goete“-Projekt abgeschlossen sein. Bis dahin soll mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden versucht werden Antworten auf die Fragestellungen zu finden. Dabei werden u.a. Fragebögen von Schülern, Eltern und Lehrenden beantworten werden und es sollen Experten-Interviews geführt werden. In der Endphase sollen dann auch kommunale Bildungsprozesse vor Ort begleitet und unterstützt werden.

Inwieweit die Politik ihre Schlüsse aus den Untersuchungen ziehen wird ist noch genauso offen wie die Ergebnisse des Forschungsprojekts selbst. Sobald es interessante Neuigkeiten über „Goete“ gibt, werden wir da aber natürlich auch wieder drüber berichten.

Link zur Projekt-Website: http://www.goete.eu