Bildungsmagazin

Frankreich: Reform der Lehrerausbildung

Bisher: Zuerst Erwerb einer fachspezifischen Licence (entspricht Bachelor), dann IUFM [ijüfemm] (Institut Universitaire de Formation des Maîtres) Dort teils pädagogische Ausbildung, teils andere Fertigkeiten: Zum Beispiel, wie man an einer Tafel schreibt. Die einjährige Ausbildung wurde garniert mit praktischen Erfahrungen in Schulen.

Künftig müssen Lehrer statt der IUFM-Ausbildung einen Master erwerben. Während sie dann ihre Masterarbeit schreiben, müssen sie sich zusätzlich auf den CAPES vorbereiten, das französische Staatsexamen für Lehrer. Auch ein Schulpraktikum wird ihnen empfohlen, später soll es zur Pflicht werden. Die fehlende pädagogische Ausbildung soll während der Anfangszeit dadurch kompensiert werden, dass erfahrenere Lehrer ein Jahr lang den Junglehrer als Tutor betreuen sollen – zusätzlich zu ihrem normalen Unterricht. Pro Jahr soll es dafür 2.000 Euro Prämie Zusatzaufwand geben. Die Lehrergewerkschaft Snes-FSU empfahl ihren Mitgliedern, sich an diesem Programm nicht zu beteiligen. Sie kritisiert das ganze Programm: Entweder werde der Master auf diese Weise an Wert verlieren, erklärt sie, oder der CAPES einfacher werden, damit es die überforderten Studierenden überhaupt noch neben ihrem Studium schaffen können.

Zusätzlich dazu befürchten die Schulleitungen in vielen Fächern einen Lehrermangel. Zwar wurde nun das Einstiegsgehalt um 10% erhöht, mit einem Master können Absolventen aber oft weniger anstrengende und dabei besser bezahlte Arbeitsplätze außerhalb der Schulen annehmen, argumentieren sie. Sie vermuten, dass viele der schlecht vorbereiteten Junglehrer während des ersten Jahres aufgeben könnten. Der Teil der Ausbildung, der über die fachspezifische Qualifikation hinausgeht und bisher an den IUFM stattfand, wird mit der Reform nämlich nicht mehr vor, sondern während der Schulzeit stattfinden – und das in stark verkürzter Form. Diese begleitenden Kurse werden je nach Region unterschiedlich geregelt: In den meisten Fällen bedeutet das aber, dass die neuen Lehrer einige Wochen lang nicht an ihrer Schule sind.

Das führt zu Engpässen: in Paris fehlt einer Schule aus diesem Grund im Moment eine Spanischlehrerin. Um Fälle wie diesen in Zukunft zu vermeiden, will das Ministerium die Reform noch weiter treiben: Man könne ja einfach Studierende in die Klassen schicken. Und auch diese Idee will Bildungsminister Chatel weiterentwickeln: Schon im März empfahl er, statt der Vertretungslehrer, die bisher langfristige Ausfälle an den Schulen überbrückt haben, ebenfalls Studierende einzusetzen.
Stellenstreichungen

Die Reform der Lehrerausbildung soll auch dabei helfen, in den Jahren 2010 und 2011 in den französischen Sekundarschulen je 16.000 Lehrerstellen einzusparen. Die Streichungen sollen vor allem dadurch erreicht werden, dass freiwerdende Stellen nicht neu besetzt werden.

Dies trifft Schüler und Schulen besonders schwer, da die Schülerzahlen schon bei der diesjährigen Rentrée um etwa 40.000 gestiegen ist, für 2011 wird ein entsprechender Anstieg erwartet. Im September nächsten Jahres werden damit 80.000 Schüler mehr an den Lycées und Collèges sein – ihnen gegenüber werden 32.000 Lehrer weniger stehen. Bereits heute gibt es in Frankreich bereits sehr viele überfüllte Klassen.

Audio: Reform der Lehrerausbildung

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