Sendung am 07.09.
Live: 07.09.2009
Wiederholung: 14.09.2009
Beitrag „Wahlplakate ?! – eine interdisziplinäre Studie zu deren Wirkung“ von Radio Corax aus Halle
Bildungsnachrichten:
politisch motiviertes Disziplinarverfahren gegen kritischen Gewerkschaftler
Gegen den kritischen Gewerkschafter Eberhard Brandt der als Landesvorsitzender für die GEW in Niedersachsen tätig ist, war im April ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Man hatte dem Lehrer vorgeworfen seinen Unterricht zu schwänzen, woraufhin die Landesschulbehörde gegen ihn ermittelt hatte. Von den Vorwürfen hatte Brandt zum ersten Mal im März aus der Bildzeitung erfahren. Im April wurde dann auch im Focus darüber berichtet, der offenbar ebenfalls an Informationen aus Brandts Personalakte gelangt war. Der Gewerkschaftler hatte die Vorwürfe bestritten und dabei Unterstützung von den Oppositionsparteien bekommen, die ein politisch motiviertes Verfahren vermuteten. Im Juli waren die Vorwürfe dann aus der Welt geräumt worden, doch damit ist die Angelegenheit noch längst nicht erledigt, denn inzwischen sind neue Hinweise aufgetaucht, wonach die CDU-Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann das Disziplinarverfahren angeordnet haben soll. Das pikante daran: Eberhard Brandt war schon vor dem Verfahren einer ihrer härtesten Kritiker. Aus der Oppositon sind inzwischen Rücktrittsforderungen gegen die Kultusministerin erhoben worden.
Korruption an Hochschulen
Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen etwa 100 HochschullehrerInnen. Sie sollen Bestechungsgelder erhalten haben, um Promovirenden zum Doktortitel zu verhelfen. Sogenannte „Promotionsberater“ sollen sich um den Geldtransfer gekümmert haben. Die Hochschulen, Ministerien und Professoren-Verbände versuchen, das Problem als ungewollte Einzelfälle darzustellen. Da die Promotionen in Deutschland international anerkannt sind und einen hohen Qualitätsstandard hätten, sehen sie den Ruf in Gefahr.
Eine Erklärung des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besagt, dies sei ein Sympthom der Ökonomisierung der Hochschulen. Ein erheblicher Teil der außerplanmäßigen Professoren und Professorinnen habe kein reguläres Einkommen. Dies steigere die Gefahr von Korruption. Sie sehen dies als ein Teilproblem des Leitbildes „unternehmerische Hochschule“. Die Fälle von Fälschungen und Manipulationen vom Forschungsergebnissen habe ebenfalls zugenommen. Wissenschaftliche Erfolge werden quantitativer bestimmt, Performance und Geschwindigkeit bekommen einen höheren Stellenwert. In den meisten Bundesländern wird die Grundausstattung der Hochschulen zugunsten der sogenannten „leistungsorientierten Mittelvergabe“ gekürzt. In Nordrhein-Westfalen werden etwa 80% der finanziellen Mittel direkt an die Hochschulen verteilt. Die restlichen 20% werden nach quantitativen Leistungskriterien wie der „Anzahl der Promotionen“ verteilt.
Der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler meint somit, der genannte Fall sei kein Problem von einzelnen „schwarzen Schaafen“, sondern ein Sympthom des „Trends zur Ökonomisierung der Hochschulen“. Somit lasse sich das Problem des Kurruption nicht mit einer, nun von Gremien geforderter Verstärkung der Kontrollgremien, beheben. Die Lösung kann nur eine Rückkehr zu kooperativen Formen wissenschaftlicher Arbeit und akademische Selbstverwaltung sein.
Mehr Professorinnen bis 2020 an der Universität Hohenheim
Der neue Gleichstellungsförderplan der Universität Hohenheim führt eine Quotenregelung für Wissenschaftlerinnen ein. Der Anteil von Professorinnen soll bis 2020 auf 20% und langfristig auf 30% steigen. Eine zentrale Maßnahme ist der Einsatz einer Datenbank für exzellente Wissenschaftlerinnen.
Die Gleichstellungsbeauftrage bekommt Rückendeckung von der Universitätsleitung. Der Plan ist ein Teil des Struktur- und Entwicklungsplanes, zu dem die Hochschulen 5-jährig durch das Wissenschaftsministerium aufgefordert werden.
wichtiges Signal für inklusives Schulsystem
Am 31. Oktober ist in Berlin der Jakob-Muth-Preis an die Erika-Mann-Grundschule in Berlin, die Sophie-Scholl-Schule in Gießen und an die Integrierte Gesamtschule in Hannover-Linden verliehen worden. Der Preis wurde in diesem Jahr zum ersten Mal an Schulen verliehen, die behinderte und nicht behinderte Kinder vorbildlich zusammen unterrichten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht dabei von einem „wichtigen und notwendigen Signal gegen Aussonderung und für ein inklusives Schulsystem“. Die stellvertretende Vorsitzende der GEW forderte von kommunalen Schulträgern und Landesregierungen, mit ihrer (Zitat) „halbherzigen Politik Schluss zu machen und endlich mutige Schritte zum gemeinsamen Lernen“ zu unternehmen. Dass in Deutschland nur 15 Prozent der jungen Menschen mit Behinderungen einen Platz in einer allgemeinen Schule finden, sei ein Armutszeichen und international „blamabel“. In anderen Staaten sei das Verhältnis umgekehrt. Die GEW möchte, dass gemeinsames Lernen zum Regelfall wird. Dazu müssten die Bildungseinrichtungen barrierefrei eingerichtet werden und sich die Ausbildung des Personals am Ziel der Inklusion orientieren. Die Schulexpertin der GEW Marianne Demmer sagt dazu: „Die GEW wird nicht locker lassen, bis die UN-Konvention für die Rechte Behinderter auch im Bildungswesen umgesetzt ist“.
Alternativer Dies Universitatis findet wieder statt
Auch 2009 soll es wieder einen alternativen Dies Universitatis geben. Die Veranstlatung versteht sich als Gegen- und Alternativ-Veranstaltung zum offiziellen Dies Universitatis der Universität und findet zeitgleich mit letzterem im Clubhaus in der Wilhelmsstraße statt. Auch wenn sich schon viele politische und kulturelle Gruppen zu dem Event angemeldet haben, besteht noch immer die Möglichkeit für weitere Gruppen einen Infostand anzumelden. Dazu kann man sich per E-Mail an das Orga-Team wenden. Die Adresse lautete aldi [at] ernst-bloch-uni.de.