Studio-Gespräch mit Kim Dienelt (Fachschaft Philosphie) und Pia Kramer (Fachschaft WiWi) von der Fachschaften-Vollversammlung über die Gremien-Wahlen der Uni-Tübingen am 3. und 4. Juli 2012.
Was das für Gremien sind die da gewählt werden und welche Aufgaben sie haben, aber auch welche Listen für die Wahl zur Verfügung stehen, darüber haben wir mit den beiden eine Stunde lang gesprochen. Hier nun das Gespräch ohne Musik und ohne Veranstaltungshinweise zum Download:
Dieser Mitschnitt ist am 4. und 11. Juni um 17 Uhr anstelle einer regulären Sendung zu hören.
Der Hauptgrund für Exklusion im Kapitalismus ist Arbeitslosigkeit und damit einhergehende Armut und psychische Folgeprobleme. So wie alle etablierten Parteien unsere momentane Situation durch „Wirtschaftswachstum“ verbessern wollen, wollen sie neuerdings Exklusion durch „lebenslänglich“… äh sorry, „lebenslanges Lernen“ verbessern. Denn wir befänden uns im Übergang zur „Wissensgesellschaft“.
Welche ökonomischen Theorien und aktuelle wirtschaftswissenschaftliche Forschungen stecken hinter diesem neuen, ökonomischen Lob der Bildung? Was steckt empirisch hinter der neuen Forschung an der klassischen Rolle von Bildung in Bezug auf gesellschaftliche Ungleichheit? Ist Bildung wirklich ein Patentrezept gegen Armut und Exklusion?
Sollten wir diesem neu etablierten „Inklusionsregime“ durch Bildung, subversiv entgegenwirken. Wie könnte das gehen?
Fackelzüge, das Singen von allen drei Strophen der dt. Nationalhymne und haufenweise besoffene Männer sind alle Jahre wieder Phänomene die man beim „Tag der Deutschen Burschenschaft“, der immer um Pfingsten herum in Eisenach stattfindet, beobachten kann. Waren die Burschis letztes Jahr noch durch das öffentlich-Werden der Forderung eines sogenannten Arierparagraphen in den Medien mit negativ-Schlagzeilen präsent, ist in die bürgerliche Presselandschaft weitgehend wieder die übliche stillschweigende Akzeptanz dieser Horte der Reaktion eingekehrt. Dass wir es bei Verbindungen (‚Korporationen‘) im Allgemeinen immer noch mit autoritären, chauvinistischen, sexistischen, häufig rassistischen, antisemitischen und homophoben und fast immer mit – deshalb antifeministischen – elitären, reinen Männerbünden zu tun haben, stört eine Gesellschaft, die die selben ‚-ismen‘ stetig aus ihrer Mitte hervorbringt, sie sogar zur Voraussetzung hat (z.B. sind Nationalismus und Patriotismus Formen des Chauvinismus), selbstredend wenig.
Verbindungen machen sogar ein zur Gesellschaft sehr passendes Angebot: Durch die Affirmation der autoritären Strukturen in den Verbindungen selbst soll man sich darauf vorbereiten in der Hierarchie der Gesellschaft, unter Ausnutzung deren autoritärer Strukturen, mit seinem in der Verbindung „sekundär sozialisierten Charakter“ (nach unten treten, nach oben buckeln) einen möglichst Einkommens- und Prestigeträchtigen Posten zu ergattern und von da aus im Sinne der burschenschaftlichen Ideologien, zusammen mit den Bundesbrüdern, auf die Gesellschaft, von den einflussreichen Posten aus, Einfluss auszuüben.
Eine Gesellschaft, die die Ideologien, die sie selber hervorbringt erstens nicht als solche begreift, zweitens sie in vielerlei Hinsicht legitimiert (indem sie z.B. die Ergebnisse der notwendig Verlierer hervorbringenden Konkurrenz den Verlierern in dieser – in oft sogar biologistischer Weise – selbst anlastet) und drittens die ideologischen Phänomene, die momentan gesetzeswidrig sind, als Ausgeburt eines „kranken“ rechten Randes, der diese angeblich ganz unabhängig von „der demokratischen Mitte der Gesellschaft“ gebähre, in Form einer Nicht-Erklärung (‚Krankheit‘ – woher?, weshalb?, warum?) von sich schiebt, ist selbst Objekt der Kritik. Wenigstens für das Bündnis gegen Burschentage, mit dem wir ein knapp 40 minütiges Interview über das Treffen der Deutschen Burschenschaft am 02. Juni 2012 in Eisenach geführt haben. Es ging um die Kritik an den Burschenschaften im Konkreten, an Verbindungen im Allgemeinen, an deren gesellschaftlichen Gründen und um die Aktionen dagegen.