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Sendung am 05.10.

5. Oktober 2009

Interview mit Robin vom Praktistreik-Bündnis:
 

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Bildungsnachrichten:

Falschmeldung I: Zunehmender Privatschulbesuch nicht abhängig vom Geldbeutel der Eltern

Am 14.09.09 meldete die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel „Privatschule für Alle“, dass die soziale Herkunft eines Kindes keine Rolle beim Zugang zu Privatschulen spiele. Vielmehr sei der Bildungsstand auschlaggebend.

Als Kronzeuge wird eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zitiert. Da zeige sich einmal mehr, so die Süddeutsche, (Zitat) „dass Wissen in einer modernen Gesellschaft viel bedeutsamer ist als der Kontostand“.
Betrachtet man die Daten der Studie aber genau und unvoreingenommen, bleibt von der Deutung der SZ im Sinne der Ideologie von der schönen und gerechten „Wissensgesellschaft“ kaum etwas übrig.

In Deutschland besuchen nach der Studie des DIW nur 6,9 % Schülerinnen und Schüler eine Privatschule, die aus Haushalten mit einem Einkommen unter 75 % des deutschen Einkommensmedians liegen. Nicht aufgeschlüsselt wurde dabei, wie viele Menschen aus wirklich armen Haushalten auf Privatschulen gehen. Als in relativer Armut lebend gelten nach den meisten Definitonen Menschen mit einem geringeren Einkommen als 60 % des Medianeinkommens.

Dem Gegenüber stehen jedoch 11 % aller Schülerinnen und Schüler, die aus Haushalten mit mehr als 150 % des Medianeinkommens stammen, die eine Privatschule besuchen. Auch weitere Zahlen zur sozioökonomischen Herkunft bezeugen den Zusammenhang zwischen materiellem Reichtum und Privatschulbesuch.

Die Studie stellt lediglich fest, dass ein noch stärkerer Zusammenhang als zwischen sozialer Herkunft und Privatschulbesuch, zwischen dem Bildungsabschluss der Eltern und dem Schulbesuch besteht.Aber auch hier gilt für Deutschland, der in vielen Studien nachgewiesene starke Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und sozialer Herkunft.

Die soziale Selektion der Privatschüler wird auch dadurch verringert, dass das Grundgesetz eine (Zitat) „Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern“ untersagt. Von daher verstecken sich Privatschulgebühren in Mitgliedsbeiträgen der entsprechenden Fördervereine und Privatschulen legen Programme auf, in denen sie auch Kindern aus finanziell schwachen Elternhäusern (die z.B. besonders begabt sind) den Zugang ermöglichen müssen.

Falschmeldung II: Bolognaprozess wirkt sich nicht negativ auf den Hochschulzugang aus

Unter dem Titel „Erstsemesterrekord in Deutschland“ behauptet das Bundesministerium für Bildung und Forschung von CDU-Ministerin Annette Schavan: Es zeige sich, (Zitat) „dass sich die Bologna-Reform nicht negativ auf die Entscheidung für ein Studium auswirkt.“ Als Kronzeuge für diese Aussage werden die aktuellen Zahlen zur Entwicklung des Hochschulzugangs in Deutschland herangezogen. Die Zahl der StudienanfängerInnen so das Ministerium sei im Jahr 2008 um 10 % gestiegen.

Verschwiegen wird dabei aber, dass die Anzahl der Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung im letzten Jahr um insgesamt 20 % gestiegen ist. D.h. nur die Hälfte der hinzugekommenen Hochschulzugangsberechtigten beginnen wirklich mit einem Studium. Über die Gründe, die die Studierenden abhalten, herrschen konkurrierende Thesen.

Dass sich der Bolognaprozess aber nicht negativ auf den Hochschulzugang auswirkt, kann mit den aktuellen Zahlen überhaupt nicht belegt werden. Kurioserweise hat das deutsche Studentenwerk auch andere Zahlen. Im März meldete es nur 2,4 % mehr Hochschulzugänge. Dies steht in einem Gegensatz zu den Zahlen des Ministeriums. Kritikerinnen und Kritiker wie das Deutsche Studentenwerk sehen vor allem Studiengebühren in der Verantwortung dafür, dass der Hochschulzugang hinter der Entwicklung der Hochschulzugangsberechtigung zurückbleibt.

Infotage der Uni zur Studienwahl und Bewerbungen

Die Universität Tübingen initiiert eine neue Veranstaltungsreihe des Akademischen Beratungszentrums. Wir zitieren aus der Pressemittelung der Universität:

“In der neuen Veranstaltungsreihe „Treffpunkt Uni“ bietet die Zentrale Studienberatung der Universität Tübingen interessierten Schülerinnen und Schülern der Klassen 12 und 13 die Möglichkeit, sich frühzeitig und umfassend über Fragen des Studiums zu informieren.

Von Oktober 2009 bis Juli 2010 findet an jedem ersten Donnerstag im Monat von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr eine Informationsveranstaltung zu Themen wie Studienwahl, Bewerbung und Zulassungsmodalitäten statt. Veranstaltungsort ist der
Hörsaal 2 im Verfügungsgebäude Wilhelmstr. 19.

Bei der Auftaktveranstaltung am 1. Oktober informiert das Akademische Beratungszentrum über die Hochschullandschaft in Baden-Württemberg und stellt dabei unterschiedliche Hochschultypen, deren Studienangebot sowie Bewerbungsverfahren vor. An den folgenden Informationsabenden stehen zum einen allgemeine Aspekte des Studierens im Mittelpunkt, zum anderen wird
auch speziell das Studium an der Eberhard Karls Universität thematisiert.

Besonders wichtig ist den Referentinnen und Referenten, den Unterschied zwischen universitärem und schulischem Lernen herauszustellen. Neben Vorträgen zum jeweiligen Thema bieten die Veranstaltungen genügend Raum für Fragen der Studieninteressierten.“

Uni-Tübingen bekommt Geld vom Bund

Die medizinische Fakultät der Uni-Tübingen bekommt 723 000 € für die Erforschung von Diabetes-Erkrankungen. Das Geld kommt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, das damit den Aufbau eines deutschen Zentrums für Diabetesforschung vorantreiben will.
In Tübingen wird v.a. der sogenannte „Diabetes melitus Typ 2“ erforscht, der auch als Alterszucker bekannt ist.
Das Tübinger Klinikum will nun mit dem Geld neue Therapie- und Präventionsverfahren erproben.
(Quelle: Tagblatt 26.09.)


Uni Tübingen liegt am Geschwister-Scholl-Platz

Das Rektorat hat die Änderung der zentralen Postanschrift der Uni Tübingen beschlossen. Angelehnt an den „Schollplatz“ vor dem Uni Hauptgebäude, der Neuen Aula, lautet die Anschrift der Eberhard Karls Universität nun „Geschwister-Scholl-Platz“ und nicht mehr „Wilhelmstraße 7“.
Angeregt wurde diese Änderung vor zwei Jahren von Dr. Hans-Joachim Lang im Rahmen der „Dies Universitatis“. Erinnert werden soll damit an den studentischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

soziale Benachteiligung auch bei der StipendiatInnen-Förderung

132 Millionen Euro gibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung jährlich für die Förderung besonders begabter Studierender aus.
20.000 StipendiatInnen sind es insgesamt, denen diese Förderung zuteil wird.

Eine Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) hat nun herausgefunden, wie es um die soziale Zusammensetzung der StipendiatInnen steht:

Weniger als jeder zehnte Stipendiat hat eine sogenannte „niedrige soziale Herkunft“, die sich aus Beruf und Bildung der Eltern ergibt.
Mehr als die Hälfte der Geförderten sind dagegen Kinder mit sogenannter „hoher sozialer Herkunft“, kommen also aus einem Akademiker-Millieu.

Dass der Zugang zur Hochschule allgemein besonders den Menschen aus höheren Sozialschichten gelingt, zeigt sich daran, dass 37 Prozent aller Studierenden eine „hohe soziale Herkunft“ haben.

Die ohnehin schon hohe soziale Selektivität beim Hochschulzugang wird nochmal übertroffen von der Selektion bei der Vergabe von Stipendien. Dabei gibt es nochmal erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Studienwerken. Während bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung „nur“ 43 Prozent der StipendiatInnen einen gehobenen sozialen Background haben, so sind es bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung oder der Stiftung der deutschen Wirtschaft zwischen 75 und 80 Prozent der StipendiatInnen, die eine „hohe soziale Herkunft“ haben.

„Das ist die Selbstreproduktion des deutschen Bildungsbürgertums“, sagt der Co-Direktor des Zentrums für Ungleichheitsforschung an der amerikanischen Yale University. Die Befunde sind für ihn „ein echter Hammer“.

Die Höhe der Förderung orientiert sich an den Richtlinien zur Vergabe von BaFöG. Daher erhält die Hälfte der StipendiatInnen nur ein von den persönlichen Vermögensverhältnissen unabhängiges Büchergeld in der Höhe von 80 € im Monat. Sie haben die finanzielle Unterstützung eigentlich gar nicht nötig, profitieren aber trotzdem vom Stipendium, denn für StipendiatInnen werden auch exklusive Seminare und Sommerkurse angeboten.

(Quelle: Die Zeit, 24.09., S. 77)

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