Frankreich: Themenwechsel im Geschichtsunterricht
In Zeiten der Globalisierung kann der Geschichtsunterricht nicht mehr nur aus französischer Geschichte bestehen, meint das Bildungsministerium. Und im kombinierten Fach Geschichte, Geographie und Gemeinschaftskunde ist eine Reform sowieso nötig. Der Lehrplan sieht nun also vor, ein afrikanisches Großkönigreich zu behandeln – endlich mal eine sinnvolle Reform!
Doch wer an einer Stelle erweitert, muss an anderer Stelle kürzen, und hier hagelt es Kritik: Denn ausgerechnet die 72-jährige Regentschaft von Ludwig XIV soll in Zukunft nur noch kurz, am Ende der 7. Klasse, als Teil des Kapitels »Absolute Monarchie« behandelt werden. Und Napoléon wird auf seine Zeit als Prokonsul reduziert, weil dort der Code Napoléon entstand, der auch heute noch die Basis des Bürgerlichen Gesetzbuchs der Republik darstellt. Weder sein Aufstieg aus den Wirren der Revolution wird behandelt, noch die napoleonischen Kriege, die immerhin ganz Europa betrafen und unter anderem mit zur Gründung des deutschen Reiches führten. Entweder kann also in Zeiten der Globalisierung auf die Behandlung weltgeschichtlicher Ereignisse verzichtet werden – wenn sie aus französischer Geschichte bestehen. Oder eine solche Änderung ist, sagen wir mal, ein wenig unbedacht. Und um es mit François Mitterrand zu sagen: »Ein Volk, das seine Geschichte nicht lehrt, ist ein Volk, das seine Identität verliert.«
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