„Clubhaus – Ein Trauerspiel“
Unter dieser Überschrift findet sich seit Donnerstag abend ein Protestplakat vor dem großen Saal des studentischen Clubhauses in der Wilhelmstraße. Eigentlich hätte an diesem Abend das erste große Clubhausfest des Semesters stattfinden sollen und mit dem Doppeljahrgang frisch an der Uni wäre es bestimmt sehr voll geworden. Doch kurz zuvor hatte das Rektorat den Studenten einen Strich durch die Rechnung gemacht.
„Gestern mittag um zwölf hat uns die Nachricht erreicht, dass der große Saal vom Clubhaus ab sofort gesperrt ist. Das heißt, ab sofort können keine Clubhausfeste stattfinden.“
Der das sagt steht auf einem Getränkekühlwagen vor dem Clubhaus und spricht durch ein Megaphon zu den Studierenden, die sich zu diesem Zeitpunkt vor dem Clubhaus versammelt haben. Es ist 1 Uhr nachts und inzwischen sind es etwa 600 Menschen. Viele darunter erst seit dieser Woche an der Uni, gerade erst nach Tübingen gezogen. Sie hätten heute zum ersten Mal einem regelmäßigen Event des Tübinger Studentenlebens beiwohnen wollen: dem all-donnerstäglichen Clubhausfest, bei dem ein oder zwei Fachschaften gemeinsam eine Party veranstalten. Ohne die Einnahmen aus dem Festen könnten viele studentische Gruppen ihre Arbeit gar nicht finanzieren.
Die Erklärung für die Misere wird dem johlenden Publikum gleich mitgeliefert:
„Der Hintergrund von dem ganzen ist ein Brandschutzgutachten, was mittlerweile sechs Jahre alt ist. Was halt aufzeigt, dass das Problem ist, dass es keinen zweiten Fluchtweg gibt.“
Dass es trotz Sperrung des großen Saals zu einer Art „Party“ gekommen ist, geht auf das spontane Engagement einiger Studierenden zurück. Sie protestieren hier im Freien gegen die ersatzlose Streichung eines Klassikers der Tübinger Partykultur. Trotz beengter Verhältnisse gibt es zwei „Floors“. Hinten wummert der „Drum ’n Bass“ vor den Fenstern der Cafeteria, vorne an der Straße steht ein Camping-Bus, aus dem heraus ein DJ vom Jazzkeller auflegt. Auch Getränke werden verkauft. Sie waren eigentlich für das Clubhausfest bestellt worden. Jetzt soll dem ursprünglichen Veranstalter wenigstens kein finanzieller Verlust entstehen.
Die Party ist gegenüber dem Ordnungsamt als Spontan-Demonstration angemeldet worden. Mehrmals am Abend kommen Polizei und Ordnungsamt vorbei um sich Namen und Adressen von „Verantwortlichen“ aufzuschreiben. Am Schluss „einigt“ man sich darauf, dass ab 12 Uhr die Musik abgestellt wird. Unter dem Druck der anwesenden Ordnungshüter werden dann tatsächlich ab 12:05 Uhr die Anlagen abgebaut. Die Masse der Anwesenden bleibt aber und „demonstriert“ weiter: Zwischen abgeschlossenen Fahrrädern und Wilhelmstraße stehen oder sitzen Menschen, trinken Bier, unterhalten sich. Die Stimmung ist ausgelassen.
Wie es in Zukunft mit dem Clubhausfest weitergehen soll bleibt abzuwarten. Nächste Woche wäre das Brechtbau-Plenum am Zug gewesen. Am Ende dieses Abends verabschiedet der Redner die „Demo-Teilnehmer“ mit einer Dankesrede, die stark appellativen Charakter hat:
„Es war sehr cool, dass das geklappt hat, weil soviele Leute da waren… Möglicherweise sind die Leute so empört, dass sie diesen Donnerstag abend nicht aufgeben werden und auch in Zukunft versuchen werden zu artikulieren, dass studentische Selbstverwaltung finanziert werden muss.
[…]
Haltet Euch auf dem Laufenden was hier im Clubhaus los ist. Donnerstag abend ist Clubhaus Tag. Das ist und wird so bleiben. Auch in Zukunft und sowieso. Schönen Abend noch. Prost! Tschüß!“
Mitschnitt des Rede-Beitrags:
Im Rahmen der Live-Übertragung der Wüsten Welle vom Alternativen Dies im Clubhaus kam es am Donnerstag nachmittag zu diesem Spontan-Interview. Der Kanzler der Universität, Andreas Rothfuß, äußert sich zur Problematik des gesperrten großen Saals im Clubhaus: