Sendung vom 21.05.2012
Interview mit dem Bündnis gegen Burschentage
Fackelzüge, das Singen von allen drei Strophen der dt. Nationalhymne und haufenweise besoffene Männer sind alle Jahre wieder Phänomene die man beim „Tag der Deutschen Burschenschaft“, der immer um Pfingsten herum in Eisenach stattfindet, beobachten kann. Waren die Burschis letztes Jahr noch durch das öffentlich-Werden der Forderung eines sogenannten Arierparagraphen in den Medien mit negativ-Schlagzeilen präsent, ist in die bürgerliche Presselandschaft weitgehend wieder die übliche stillschweigende Akzeptanz dieser Horte der Reaktion eingekehrt. Dass wir es bei Verbindungen (‚Korporationen‘) im Allgemeinen immer noch mit autoritären, chauvinistischen, sexistischen, häufig rassistischen, antisemitischen und homophoben und fast immer mit – deshalb antifeministischen – elitären, reinen Männerbünden zu tun haben, stört eine Gesellschaft, die die selben ‚-ismen‘ stetig aus ihrer Mitte hervorbringt, sie sogar zur Voraussetzung hat (z.B. sind Nationalismus und Patriotismus Formen des Chauvinismus), selbstredend wenig.
Verbindungen machen sogar ein zur Gesellschaft sehr passendes Angebot: Durch die Affirmation der autoritären Strukturen in den Verbindungen selbst soll man sich darauf vorbereiten in der Hierarchie der Gesellschaft, unter Ausnutzung deren autoritärer Strukturen, mit seinem in der Verbindung „sekundär sozialisierten Charakter“ (nach unten treten, nach oben buckeln) einen möglichst Einkommens- und Prestigeträchtigen Posten zu ergattern und von da aus im Sinne der burschenschaftlichen Ideologien, zusammen mit den Bundesbrüdern, auf die Gesellschaft, von den einflussreichen Posten aus, Einfluss auszuüben.
Eine Gesellschaft, die die Ideologien, die sie selber hervorbringt erstens nicht als solche begreift, zweitens sie in vielerlei Hinsicht legitimiert (indem sie z.B. die Ergebnisse der notwendig Verlierer hervorbringenden Konkurrenz den Verlierern in dieser – in oft sogar biologistischer Weise – selbst anlastet) und drittens die ideologischen Phänomene, die momentan gesetzeswidrig sind, als Ausgeburt eines „kranken“ rechten Randes, der diese angeblich ganz unabhängig von „der demokratischen Mitte der Gesellschaft“ gebähre, in Form einer Nicht-Erklärung (‚Krankheit‘ – woher?, weshalb?, warum?) von sich schiebt, ist selbst Objekt der Kritik. Wenigstens für das Bündnis gegen Burschentage, mit dem wir ein knapp 40 minütiges Interview über das Treffen der Deutschen Burschenschaft am 02. Juni 2012 in Eisenach geführt haben. Es ging um die Kritik an den Burschenschaften im Konkreten, an Verbindungen im Allgemeinen, an deren gesellschaftlichen Gründen und um die Aktionen dagegen.
Download hier.
Musik in der Sendung:
1. College – A Real Hero Ft. Electric Youth
2. Aviici – Levels – Skrillex Remix
3. Die Orsons – Der Fuchs plant nichts Gutes
Mit dem Spielen des Liedes sollte keine inhaltliche Zustimmung zu den Strophen ausgedrückt werden (z.B. „weibliche Intuition“ etc.), aber der Refrain hat so gut gepasst.
4. Zugezogen Maskulin – Entartete Kunst