In französischen Studierendenwohnheimen wurden dieses Jahr etwa 8500 Zimmer restauriert und fast 5000 neu gebaut. Die konservative Regierung unter Nicolas Sarkozy bezeichnet das als großen Erfolg und Universitätsministerin Valérie Pécresse hob hervor, dass damit etwas erreicht wurde, ohne dass die Studierenden dafür protestieren mussten.
Seit 2004 gibt es den Plan Anciaux, der bis 2014 die Instandsetzung von 70.000 und Schaffung von 50.000 Wohnheimplätzen in ganz Frankreich vorsieht. In den vergangenen Jahren hatte die Regierung allerdings nur jeweils etwa die Hälfte des Plansolls erfüllt: Dieses Jahr konnte zum ersten mal die Vorgabe erreicht werden. In den letzten sechs Jahren wurden 9000 Renovierungen und 15000 Neubauten weniger als geplant durchgeführt. Augenwischerei sei das, erklärt die Studierendengewerkschaft Unef, denn nicht einmal die 13000 neuen Wohnheimplätze werden zum Beginn des Universitätsjahres zur Verfügung stehen.
Rund drei Viertel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland sind kinderlos. Warum das so ist, versucht eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung herauszufinden – und kommt zu wenig überraschenden Ergebnissen: Die zu geringe Planungssicherheit, die zu geringe finanzielle Sicherheit und die fehlende berufliche Etablierung sind mit Abstand die wichtigsten Gründe für Männer und Frauen in der Wissenschaft, keine Kinder zu bekommen. Für die Studie befragt wurden 8680 WissenschaftlerInnen, davon war mehr als die Hälfte über 35 Jahre alt.
In seiner Pressemeldung betont das Ministerium, dass (Zitat) »die Hochschulautonomie Motor sein [kann], um bestehende Barrieren abzubauen.« In der Broschüre zu den Ergebnissen der Studie zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild: Trotz der Bundesmittel, die etwa für den Bau neuer Betreuungseinrichtungen zu Verfügung stünden, müssten die Folgekosten für den Betrieb von den Hochschulen getragen werden. Und ein hochwertiges Angebot, das auch den Bedürfnissen der Eltern Rechnung trägt, ist personalintensiv und damit teuer. Der geforderte Mentalitätswechsel an den Hochschulen ist sicher wichtig, aber eben nur die halbe Miete, wenn Hochschulautonomie nicht mehr als die Freiheit ist, sich sein Geld selbst suchen zu dürfen.
Der Verbindungs-Kritiker Lucius Teidelbaum erläutert grundsätzliche Strukturen und Charakteristika des Verbindungswesens und geht am Rande auch auf aktuelle Entwicklungen speziell in Tübingen ein. Wir bieten das Interview in der etwa halbstündigen, ungekürzten Version an und in einem dreizehnminütigen Zusammenschnitt.
oder wie der Studierendenvertretung die Zähne gezogen wurden
Um „den Sympathisantensumpf des Terrorismus aus[zu]trocknen“ hat Baden-Württemberg die verfasste Studierendenschaft 1977 abgeschafft. Damit ist der AStA als Interessensvertretung aller Studierenden an der Uni quasi machtlos geworden. Trotz langjähriger Proteste hat sich daran bis heute nichts geändert.
(Ja, es stimmt: Ein kryptischer Titel.) Der Arbeitskreis Zukunft der Studierendenvertretung hat ein Modell konzipiert, in dem ein Zentrales Studierendenvertretendes Gremium für Tübingen konzipiert wurde, das eine neue, eine schlagkräftigere, offenere und noch transparentere Studierendenvertretung werden soll. Der Name ist bewusst unhandlich konstruiert, damit man sich ganz sicher einen anderen nimmt. Wie auch immer das neue Modell der Stuidierendenvertretung in Tübingen heißen soll: Es soll für die FSVV und die politischen Hochschulgruppen gleichermaßen akzeptierbar sein
Unser Studiogast stellt den Verlauf der Diskussion, das neue Modell und die aktuellen Differenzen vor: Zwischen FSVV, GHG und I&O auf der einen und der Juso-HSG auf der anderen Seite, die durch RCDS und LHG unterstützt wird.
Für ihre neue Juristische Fakultät erhält die private Hochschule EBS vom Land Hessen eine Unterstützung von 24,7 Mio Euro, die Stadt Wiesbaden gibt noch einmal mindestens 6 Millionen dazu. Das entspricht der Summe, die die staatlichen Hochschulen laut dem neuen Hochschulpakt in Zukunft pro Jahr einsparen müssen.
Ob die zahlreichen Verbindungen der EBS Business School mit den hessischen CDU- und FDP-Spitzen etwas mit dem Millionengeschenk zu tun haben, ist nicht bekannt. Die bisher auf Wirtschaft spezialisierte Hochschule darf sich mit ihrer zweiten Fakultät nun „Universität“ nennen, die Landeshauptstadt Wiesbaden trägt damit den Titel „Universitätsstadt“.
Um das Konzept solcher Privathochschulen zu verstehen, braucht man aber keinen universitären Titel: Man kann an ihnen Fächer studieren, die keine teuren Labors brauchen, gleichzeitig aber hohe Positiionen versprechen – das sind fast ausschließlich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Die Studierenden bezahlen dafür hohe Studiengebühren von etwa 1.000 € im Monat und profitieren anschließend von der Vernetzung ihrer Hochschule – und Vernetzung ist der Bereich, in dem diese Kaderschmieden wirklich exzellenzstatus haben.
Zurück zu den 30 Millionen, die von öffentlich nach privat umverteilt werden: Spiegel Online zitiert den Chef der EBS, Christopher Jahns, der kein Problem mit dieser Art der Steuerverwendung hat:
„Das finden wir sozial, dass man sich auch in der Spitze mit engagiert“, sagt er. […] Er meckere ja auch nicht, wenn Staatshochschulen um private Spender konkurrierten. (Quelle: Spiegel Online)
Noch ein Veranstaltungshinweis: 21. August 2010 findet der EBS Alumni Golf Trophy 2010 statt: „Dies ist eine großartige Gelegenheit zum Networken für alle Golfer, die am Turnier teilnehmen, aber auch für alle (Noch-)Nicht-Golfer, die sich an diesem Tag im Rahmen eines 3-stündigen Schnupperkurses im Putten und Abschlagen probieren können.“, wirbt die Hochschule. Eine Liste der bereits Angemeldeten ist im Internet verfügbar – damit man sieht, ob es aich auch lohnt.
✍ thomas |
Kommentare deaktiviert für Hessen: Öffentliche Unis sparen 30 Millionen, private Uni bekommt sie
Am 24.5.2010 trat die Kritische Uni Tübingen zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Wir haben einen ihrer Vertreter ins Studio eingeladen: Im ersten Teil des Interviews geht es um Grundlagen: Verwertbarkeit, Kritikverständnis der KU und ihr Verhältnis zur „bürgerlichen“ Uni, wie unser Gesprächspartner sie nennt.
Ein knapp 40-minütiges Studio-Gespräch mit Josy von der offenen Uni Freiburg und Wilm von der kritischen Multiversität Osnabrück.
Vor dem Hintergrund der Gründung ähnlicher Einrichtungen in ganz Deutschland wollten wir wissen, wie die Aktiven aus Freiburg und Osnabrück ihre lokalen Initiativen für selbstbestimmtes Lernen erleben und mit welchen Problemen sie dort umgehen mußten.