Soziologie-Studierende müssen für den Zensus arbeiten
An der TU Dresden müsssen sich Studierende im 4. Semester Soziologie verpflichtend als Interviewer an der Datenerhebung für den Zensus 2011 beteiligen. Unser Kollege Fabian von Radio Dreyeckland aus Freiburg sprach mit Ullrich Gebler vom Studentenrat der TU Dresden über die Hintergründe und die Kritik der Betroffenen.
Rüstungsforschung an Hochschulen und Zivilklausel
Ein Interview mit Reiner Braun. Er ist seit 1982 in der Friedensbewegung und anderen sozialen Bewegungen und Gruppen engagiert.
Während wir jedes Jahr von der Unterfinanzierung der Hochschulen sprechen und dabei zum Teil auch selbst erfahren wie die Mittel knapper werden, vergeben das Bundesverteidigungsministerium, sowie Rüstungsunternehmen und Pharmakonzerne Forschungsgelder an zivile Hochschul-Einrichtungen. Im Bereich der sogenannten „zivil-militärischen Zusammenarbeit“ dienen diese Drittmittel zur Erforschung von Drohnen, biochemischen Kampfstoffen oder zur Legitimation von „Interventionskulturen“. Das alles geschieht meist unbeachtet von der Öffentlichkeit. Unnötig zu erwähnen, dass das den wissenschaftlichen Anspruch auf zivile und friedliche Forschung hintertreibt.
Zur Bildungspolitik im Koalitionsvertrag der grün-roten Mehrheit in Baden-Württemberg sprach Timo Stadler vom freien Radio Querfunk aus Karlsruhe mit Matthias Schneider, dem Pressesprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Selbstorganisiertes Seminar zur Kritischen Theorie
Gegen die weitgehende Ausblendung und Abfertigung der Kritischen Theorie in den Geisteswissenschaften an der Uni Tuebingen wurde von studentischer Seite ein Seminar zur sogenannten Frankfurter Schule organisiert. Es sollen Texte von Horkheimer, Adorno, Marcuse, Fromm und Anderen gelesen werden um einen Ueberblick ueber die wichtigsten Gedanken der Theoretiker aus dem Umfeld des Instituts für Sozialforschung zu bekommen. Hier kann man zwar keine ECTS-Punkte oder Scheine erwerben, dafür aber erste Einblicke in eine vehemente Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft, an den ideologischen Aspekten ihrer Wissenschaft (die sich selbst fälschlicherweise als neutral auffasst) und am Bewusstsein der bürgerlichen Individuen bekommen. Im Studiogespräch unterhielten wir uns mit dem Organisator des Seminars Jakob Hasselmann über seine Gründe das Seminar zu veranstalten. Wir klärten warum die Kritische Theorie interessant ist, stellten die Frage warum sie aus den Universitaeten verdraengt wird und versuchten eine erste Annaeherung an den Begriff der Kritik in der Kritischen Theorie. Außerdem fragten wir, wie das Seminar ablaufen soll und wie die erste (nur organisatorische) Sitzung abgelaufen ist.
Wer sich für das Seminar interessiert, kann jederzeit noch einsteigen, da die einzelnen Veranstaltungen einander nicht voraussetzen. Die Sitzungen finden immer Donnerstags von 16-18 Uhr im Raum 021 am Institut für Politikwissenschaft in der Melanchthonstraße 36 statt. Hier erhaltet Ihr einen Seminarplan. Auch alle weiteren Informationen erhaltet Ihr auf dem Blog der Kritischen Uni Tuebingen: kut.blogsport.de
Beiträge zum Nachhören
Vorstellung Jakob Hasselmanns, der das Seminar veranstaltet
Interview mit Mareike von der roten Hilfe Heidelberg zum enttarnten LKA Ermittler mit dem Deckname Simon Brenner. Wurden Geheimdienst- und Polizeitätigkeiten vermischt, gab es eine rechtliche Grundlage für die Überwachungsmaßnahme und wie gehts für Betroffene und Heidelberger Szene weiter?
Telephon-Interview (auch mit Mareike von der Roten Hilfe Ortsgruppe in Heidelberg) zu den Umständen der Enttarnung des LKA-Spitzels in der linke Szene in Heidelberg.
Studio-Gespräch mit „Zeitzeuge“ Tobias Kaphegyi über Spitzel-Fälle in Tübingen und die Enttarnung eines V-Manns bei der Tübinger „LiStA“ (Linke Studierenden-Assoziation).
Der Alternative Dies (AlDi) ist die studentische Ergänzung und/oder Gegenveranstaltung zum Dies Universitatis, der offiziellen Semestereröffnung der Universität Tübingen. Wir haben am 14.10.2010 zwischen 16 und 18 Uhr direkt von dort gesendet. Vielen Dank an das Infomagazin und Greenpeace Radio, dass sie uns ihre Sendezeit überlassen haben.
Der Hauptteil der Sendung bestand natürlich aus Eindrücken vom AlDi, mit Interviews von VertreterInnen der zahlreichen Infostände, geführt von Silke Bauer, Jürgen Eichenbrenner und Miri Watson.
AlDi-Infostände, Teil 1: Arbeiterkind.de, Juso-Hochschulgruppe, Studieren ohne Grenzen und Greenpeace.
„Landsmannschaften“, „Sängerschaften“, „Burschenschaften“, „Turnerschaften“, „Corps“ und weitere Organisationen lassen sich unter dem Titel „Studentenverbindungen“ zusammenfassen. In Tübingen gibt es mehr als dreißig solcher Verbindungen. Dabei gibt es in Tübingen nur eine „Studentinnenverbindung“: In ca. 90% der Verbindungen in Deutschland werden Frauen konsequent ausgeschlossen. Es sind also größtenteils reine Männerbünde.
In Tübingen treten die Verbindungen vor allem auf zwei Wegen in Erscheinung: Für Zimmersuchende bieten sie Wohnraum, der zum Teil mehr als 50% unter dem normalen Mietpreis liegt und dabei auch noch eine weitaus bessere Lage und (materielle) Ausstattung des Wohnhauses mitbringt. So ist ein 20m²-Zimmer für 130€ mit Garten, Stocherkahn und mehreren Gemeinschaftszimmern keine Seltenheit. Der andere Weg sind die oft mit sexistischen Flyern (nur weibliche Körper räkeln sich halbnackt auf diesen Flyern) beworbenen Verbindungspartys. Dazu sind dann auch Frauen eingeladen, die von den „Bundesbrüdern“ oft auf eine Rolle als „Armschmuck“ reduziert werden, wie uns Verbindungskritiker Lucius Teidelbaum im Interview sagte.
Es klingt schon an, dass wir den Verbindungshäusern trotz ihrer materiellen Vorzüge aufgrund der Art wie dort gelebt und gedacht wird, nicht positiv gegenüberstehen. In dieser Sendung beschäftigen wir uns mit der Kritik an studentischen Verbindungen und wollen Euch gleichzeitig einladen zum AlDi, dem Alternativen Dies Universitatis zu kommen, der sich auf einer Verbindungskritischen Grundlage gebildet hat und am Donnerstag den 14.10.2010 im Clubhaus in der Wilhelmstraße 30 stattfindet.
Themen in der Sendung
In Tübingen steht am Donnerstag den 14.10.2010 der jährlich stattfindene Alternative Dies Universitatis an, der sich explizit gegen Verbindungen ausspricht. Wir sprachen mit unserem Radaktionsmitglied Tobi Kaphegyi darüber, wie und warum dieser Alternative Dies Universitatis zustande kam und weshalb er sich vom regulären Dies Universitatis abgrenzt.
Im letzten Jahr hat Wüste-Welle-Redakteurin Silke sich auf den regulären Dies Universitatis begeben und Interviews mit einigen der dort vertretenen Gruppen geführt. Zwei davon wollen wir hier dokumentieren.
Der Verbindungskritiker Lucius Teidelbaum greift im Interview mit uns einige Punkte wie z.B. den Sexismus der Studentenverbindungen auf und formuliert anhand dieser Ansätze eine Kritik am Verbindungswesen. Teidelbaum wird auch auf dem Alternativen Dies Universitatis am Donnerstag von 16:00 bis 18:00 Uhr einen Vortrag zu diesem Thema halten.
Nicht in der Sendung, weil die Zeit nicht mehr gereicht hat: Hinweis auf ein Buch, das im April dieses Jahres im Unrast-Verlag erschienen ist und das sich als kritische Einführung in das Thema studentische Verbindungen versteht. Hier ein Interview, das Radio Corax mit einem der Autoren führte.
Wenn Ihr Euch ein bisschen näher mit der Kritik an Verbindungen auseinandersetzen wollt, könnt Ihr auch den Reader des AK Clubhausia – dem tübinger Arbeitskreis zur Kritik an studentischen Verbindungen – lesen.
Der Alternative Dies im wie jeder Jahr am ersten Donnerstag im Wintersemester in der Wilhelmstraße 30. Das ist diesmal der 14. Oktober. Los gehts um 15:30 Uhr.
Wenn Ihr Euch ein wenig gruseln und ärgern wollt: Jetzt gibt es im Internet den sicherlich nicht ganz billigen Imagefilm der Uni zu ihrem auch nicht gerade billigen neuen „Corporate Design“, entworfen von einer Werbeagentur für Geld, das man auch z.B. in neue Bücher hätte investieren können. Bleibt nur die Hoffnung, dass die weiterhin fehlende Kohle auch den „Campus der Zukunft“ noch über lange Zeit hin verunmöglichen wird.
»Gute Lehre und Forschung auf der einen Seite sowie gute Arbeitsbedingungen und berufliche Perspektiven auf der anderen sind zwei Seiten einer Medaille«, erklären die über zweitausend UnterzeichnerInnen des Templiner Manifests. Sie fordern darin »Bund, Länder und Hochschulen zu einer Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung auf«. Es geht ihnen um den sogenannten »akademischen Nachwuchs«.
Wir müssen aber, bevor wir über das Manifest selbst sprechen, die Probleme für den akademischen Nachwuchs an deutschen Universitäten kennenlernen. Zusammenfassen könnte man deren Hintergründe in drei Punkten – so die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in einer Stellungnahme für den Bundestag. Die GEW hebt zunächst zunächst den problematischen Begriff des »wissenschaftlichen Nachwuchses« hervor:
Es ist ein Anachronismus der deutschen Hochschulpersonalstruktur, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entweder bereits eine Professur innehaben oder aber als wissenschaftlicher „Nachwuchs“ angesehen werden, dessen Hauptaufgabe darin besteht, sich auf eine Professur vorzubereiten – und sei es ein Leben lang.
Dieser wissenschaftliche Nachwuchs leidet stärker als andere unter der Änderung der Finanzierungsweise von wissenschaftlicher Arbeit.
Die Finanzierung des Wissenschaftssystems verlagert sich derzeit weg von der institutionellen hin zur personenbezogenen Programm- und Projektförderung. Der Zugang zu Drittmitteln wird wettbewerbsförmig organisiert. Das wirkt sich auf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern hoch selektiv und auf die Verlierer im Wettbewerb extrem demotivierend aus. Es verstärkt vorhandene Unsicherheiten auf den Karrierewegen.
Und zuletzt das Chaos, das durch die permanente Umstrukturierung der Zuständigkeiten entsteht.
Die Kompetenzverlagerung in der Hochschulsteuerung weg vom Bund auf die Länder bzw. vom Staat auf die einzelne autonome Einrichtung erzeugt einerseits ein lähmendes Zuständigkeitsvakuum und andererseits Einzelfalllösungen […]. In der Debatte um neue Personalkategorien und zur Überwindung der Defizite des bestehenden Arbeits- und Tarifrechts sind ein struktureller Neuansatz und eine bundesweit einheitliche Lösung erforderlich
Welche Auswirkungen diese noch recht abstrakt klingenden Befunde haben, erklärt Dr. Rajah Scheepers von der Universität Erfurt in einem Interview von Radio F.R.E.I., ebenfalls aus Erfurt.
Die Forderungen des Manifests setzen aber trotzdem schon früher im Berufsleben an: Ausreichend tarifvertraglich geregelte Beschäftigungsverhältniss für Doktorandinnen und Doktoranden. Verlässliche Perspektiven für Promovierte – auch in der Hochschule. Und generell reguläre, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung statt prekärer, befristeter Jobs, also nicht die immer weiter verbreitete »Ausbeutung von Dumping-Lehrkräfte«, wie das Manifest die Lehraufträge charakterisiert, sondern ordentliche Dozierendenstellen.
Das alles klingt so gar nicht nach Elfenbeinturm und behütetem einfachen Leben in staatlich abgesicherter Umgebung. Da wirkt es auf mich fast schon beruhigend, dass auch die sozusagen ganz normalen Forderungen nach Frauenquoten, Demokratisierung, Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Arbeit mit dem normalen Leben und vor allem der Familie, die Forderung nach tarifvertraglichen Regelungen und schließlich die Anpassung der Studienplatzkapazitäten an den Bedarf und die Nachfrage, ebenfalls im Templiner Manifest aufgenommen wurden.
Trotzdem und gerade mit diesen Forderungen, die seit Jahrzehnten immer wieder und immer zu Recht erhoben werden, zeichnet das Templiner Manifest ein beklemmendes Bild der Situation, in der sich der akademische Nachwuchs hierzulande befindet. Und wer die Forderungen der Templiner Konferenz, wer das Templiner Manifest unterstützen will, kann das zum Beispiel unter templiner-manifest.de tun.
»Und wird das was ändern?« war die letzte Frage im oben schon angespielten Interview. Rajah Scheepers zieht leider ein Fazit, dass der im Manifest beschriebenen Situation entspricht.
Interview mit Rajah Scheepers, 9:46–10:00min:
… tja, dass Bildung einer der Punkte ist – gerade Hochschulbildung – an dem gespart werden kann, weil die Menschen auch weiterhin begeistert am Wochenende und abends arbeiten und auf alles mögliche verzichten – das ist eben so.