Der Alternative Dies (AlDi) ist die studentische Ergänzung und/oder Gegenveranstaltung zum Dies Universitatis, der offiziellen Semestereröffnung der Universität Tübingen. Wir haben am 14.10.2010 zwischen 16 und 18 Uhr direkt von dort gesendet. Vielen Dank an das Infomagazin und Greenpeace Radio, dass sie uns ihre Sendezeit überlassen haben.
Der Hauptteil der Sendung bestand natürlich aus Eindrücken vom AlDi, mit Interviews von VertreterInnen der zahlreichen Infostände, geführt von Silke Bauer, Jürgen Eichenbrenner und Miri Watson.
AlDi-Infostände, Teil 1: Arbeiterkind.de, Juso-Hochschulgruppe, Studieren ohne Grenzen und Greenpeace.
„Landsmannschaften“, „Sängerschaften“, „Burschenschaften“, „Turnerschaften“, „Corps“ und weitere Organisationen lassen sich unter dem Titel „Studentenverbindungen“ zusammenfassen. In Tübingen gibt es mehr als dreißig solcher Verbindungen. Dabei gibt es in Tübingen nur eine „Studentinnenverbindung“: In ca. 90% der Verbindungen in Deutschland werden Frauen konsequent ausgeschlossen. Es sind also größtenteils reine Männerbünde.
In Tübingen treten die Verbindungen vor allem auf zwei Wegen in Erscheinung: Für Zimmersuchende bieten sie Wohnraum, der zum Teil mehr als 50% unter dem normalen Mietpreis liegt und dabei auch noch eine weitaus bessere Lage und (materielle) Ausstattung des Wohnhauses mitbringt. So ist ein 20m²-Zimmer für 130€ mit Garten, Stocherkahn und mehreren Gemeinschaftszimmern keine Seltenheit. Der andere Weg sind die oft mit sexistischen Flyern (nur weibliche Körper räkeln sich halbnackt auf diesen Flyern) beworbenen Verbindungspartys. Dazu sind dann auch Frauen eingeladen, die von den „Bundesbrüdern“ oft auf eine Rolle als „Armschmuck“ reduziert werden, wie uns Verbindungskritiker Lucius Teidelbaum im Interview sagte.
Es klingt schon an, dass wir den Verbindungshäusern trotz ihrer materiellen Vorzüge aufgrund der Art wie dort gelebt und gedacht wird, nicht positiv gegenüberstehen. In dieser Sendung beschäftigen wir uns mit der Kritik an studentischen Verbindungen und wollen Euch gleichzeitig einladen zum AlDi, dem Alternativen Dies Universitatis zu kommen, der sich auf einer Verbindungskritischen Grundlage gebildet hat und am Donnerstag den 14.10.2010 im Clubhaus in der Wilhelmstraße 30 stattfindet.
Themen in der Sendung
In Tübingen steht am Donnerstag den 14.10.2010 der jährlich stattfindene Alternative Dies Universitatis an, der sich explizit gegen Verbindungen ausspricht. Wir sprachen mit unserem Radaktionsmitglied Tobi Kaphegyi darüber, wie und warum dieser Alternative Dies Universitatis zustande kam und weshalb er sich vom regulären Dies Universitatis abgrenzt.
Im letzten Jahr hat Wüste-Welle-Redakteurin Silke sich auf den regulären Dies Universitatis begeben und Interviews mit einigen der dort vertretenen Gruppen geführt. Zwei davon wollen wir hier dokumentieren.
Der Verbindungskritiker Lucius Teidelbaum greift im Interview mit uns einige Punkte wie z.B. den Sexismus der Studentenverbindungen auf und formuliert anhand dieser Ansätze eine Kritik am Verbindungswesen. Teidelbaum wird auch auf dem Alternativen Dies Universitatis am Donnerstag von 16:00 bis 18:00 Uhr einen Vortrag zu diesem Thema halten.
Nicht in der Sendung, weil die Zeit nicht mehr gereicht hat: Hinweis auf ein Buch, das im April dieses Jahres im Unrast-Verlag erschienen ist und das sich als kritische Einführung in das Thema studentische Verbindungen versteht. Hier ein Interview, das Radio Corax mit einem der Autoren führte.
Wenn Ihr Euch ein bisschen näher mit der Kritik an Verbindungen auseinandersetzen wollt, könnt Ihr auch den Reader des AK Clubhausia – dem tübinger Arbeitskreis zur Kritik an studentischen Verbindungen – lesen.
In Frankreich wird – genau wie hier – seit Jahren am Schulsystem herumreformiert. Seit Jahren jagen Reformen und Reförmchen einander, und immer wieder gibt es zwischendurch eine große Vision, wie alles komplett zu verändern sei. Der Höhepunkt bildete der Philosoph Luc Ferry, der seine Vision 2004 als Buch veröffentlichte und es auf Staatskosten allen Lehrer schicken ließ. »An alle, die die Schule lieben« hieß das Werk. (PDF) Die Lehrerschaft war nicht angetan: Sie warfen es mit Rotstift korrigiert vor die Regierungspräsidien, bauten Mauern daraus und hatten vor, die Seiten einzeln an den Staatspräsidenten zu schicken: In Frankreich ist das kostenlos. Doch dazu kam es nicht, Ferry wurde abgelöst. Der nächste große Visionär war Xavier Darcos, der schon an Luc Ferrys Werk mitgeschrieben hatte. Durch Bronze- Silber- und Goldmedaillen für das Bac und seiner Reform der Lycées wurde er schnell zur Hassfigur aller Betroffenen. Nach anhaltenden Protesten wurde er durch den ehemaligen Regierungssprecher und Industrieminister Luc-Marie Chatel ersetzt. Chatel ist – wie sein Präsident, Nicolas Sarkozy – ein strammer Konservativer mit altmodischen Vorstellungen von Respekt und Disziplin und wurde ausgewählt, weil er keine Vision hatte, dafür eine stark gefärbte rosarote Brille.
»Nennen Sie mir eine Rentrée, bei der die Gewerkschaften sagen, dass alles in Ordnung ist«, konterte er seine Kritiker in einer 40minütigen Rede zur Rentrée am 31.8.2010, ohne auch nur ein einziges mal die Streichungen von 16.000 Stellen zu erwähnen.
In dieser Sendung haben wir versucht, einige aktuelle Veränderungen darstellen, und zwar mit folgenden Beiträgen:
Die schwarz-gelbe Bundesregierung plant das sogenannte „Büchergeld“ von derzeit monatlich 80 Euro auf künftig 300 Euro zu erhöhen.
Das pikante dabei: Das Büchergeld kommt einkommensunabhängig allen StipendiatInnen zu Gute, also auch denen, die außer dem Büchergeld keine weitere Unterstützung erhalten, da sie oder ihre Eltern zu wohlhabend sind.
Was schwarz-gelb hier im Namen der „Investition in mehr Bildung“ einführen will, ist in vielen Fällen eine unnötige und zusätzliche Förderung derjenigen Studierenden, die finanziell ohnehin schon bessergestellt sind und dieser Hilfe gar nicht bedürften.
Fabian Everding sprach mit Anselm Oelze über die Initiative Stipendienkritik.de, die die Pläne der Bundesregierung für falsch hält.
In dieser Sendung thematisierten wir die Entstehung und den Sinn vom Numerus Clausus und der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze. Den Anstoß dazu lieferte Bundesgesundheitsminister Rösler. Mit seiner Stellungnahme zur Abschaffung des NC im Studiengang Medizin betreibt er sachfremde PR. Daher taucht er in dieser Sendung gleich zwei mal auf: Zuerst in der Bildungnachricht und dann im Beitrag von Thomas zu NC und ZVS.
Ein anderes Thema wollten wir Euch mit einem Interview näher bringen. Im Studio zu Gast war Michael, ein Mitarbeiter vom Cine Latino, der uns etwas über den Film „Die Revolution der Pinguine“ erzählt hat, in dem es um die Schüler_Innen-Proteste in Chile 2006 geht.
Dann sollten auch eigentlich schon die Veranstaltungshinweise kommen, einer davon bedurfte aber einer kritischen Überprüfung. Dass die SPD das dreigliedrige Schulsystem in Frage stellt, ist ja erstmal begrüßenswert. Wenn sie das allerdings mit einer falschen Fragestellung tut, muss das kritisiert werden…
Zum Abschluss gab es dann noch weitere Veranstaltunghinweise, die wir uneingeschränkter unterstützen können.